Der Ausbau von Glasfasernetzen und der immens steigende Datenhunger wird die Kosten auch in den kommenden Jahren für die Internetanbieter deutlich nach oben treiben. Die Diskussion um die finanzielle Beteiligung der Big-Tech-Player wird in Europa darum sicher noch einige Zeit weitergehen. Die Organisation der führenden Netzanbieter Connect Europe (früher ETNO) wird nicht müde, Google, Facebook und Co. zur Kasse zu bitten und hat auf seiner Website mit „Neun Fragen und Antworten zum gerechten Beitrag“ die Argumente zusammengetragen.
Mit seiner Lobbyarbeit brachte der Telco-Verbund EU-Kommissare bereits zu Gedankenspielen über faire Beteiligungen oder die Idee einer Datenmaut. Dafür hagelte es Kritik, Verfechter der Netzneutralität werten Ansätze wie diese als Angriff auf das freie Internet. Solange sich gesetzlich nichts ändert, können sich die großen Content and Application Provider vor Zwangsabgaben sicher fühlen.
Doch nicht nur Finanzierungsfragen rütteln an den Grundfesten der Netzneutralität, sondern auch technische Entwicklungen. Moderne Netzwerkverwaltungen ermöglichen es, unterschiedliche Daten in unterschiedlicher Qualität zu übertragen. Telefonate können beispielsweise mit einer anderen Datenrate als Video-Clips übertagen werden. Nach Ansicht der Netzbetreiber biete diese Form der Netzwerkverwaltung eine effizientere Möglichkeit, Datenstaus zu verhindern und die Übertragungsqualität insgesamt sicherzustellen. Die unterschiedliche Bearbeitung der Daten widerspricht aber den Anforderungen der Netzneutralität. Darum gilt das Best-Effort-Prinzip, das aber eine permanente Erhöhung der Netzkapazität und damit auch größere Investitionen erfordert.
Gespannt darf man sein, inwieweit das Network Slicing, das die Telekom mit seinem Games-Angebot im 5G-Netz bereits einsetzt, die Diskussionen um die Netzneutralität weiter anheizen wird. Es erscheint sinnvoll, Daten entsprechend ihrer Art unterschiedlich zu verwalten und so Qualität und Geschwindigkeit zu erhöhen. Aber es öffnet auch weit das Tor, Online-Anbietern passgerechte Kanäle für ihre Inhalte und Anwendungen anzubieten und zahlen zu lassen. Genau das soll Netzneutralität verhindern. Wie das im 5G-Netz sinnvoll geschehen kann, bleibt abzuwarten.